Heute machen sich in Deutschland drei von vier Eltern Sorgen, was ihrem Kind am Bildschirm so alles passieren kann!
Fenster schließenFür Erwachsene stellen Medien ein Tor zur Welt dar. Sie erscheinen heute unverzichtbar. Für Kinder ist das anders. Je kleiner das Kind, desto größer der mögliche Schaden. Je länger die Zeit vor dem Bildschirm, desto stärker können die Beeinträchtigungen in der Entwicklung sein. Warum ist das so? Einem Neugeborenen fehlen Jahre und Jahrzehnte der Erfahrung. Einem älteren Menschen helfen diese, Erlebnisse einzuordnen und zu verarbeiten. Für Reifung und Wachstum im Gehirn sind vielfältige Sinneserfahrungen nötig: Sehen, Schwerkraftsinn, Tasten, Hören, Schmecken, Eigenbewegungssinn, Riechen, Drehsinn.
PC, TV, Gameboy und Co. sprechen nur Augen und Ohren an. Für die Verknüpfung von Erlebnissen auf allen Kanälen, also die sensomotorische Integration, braucht es alle acht Sinne. Dies ist Voraussetzung für
gesundes Gehirnwachstum und für späteres erfolgreiches Lernen. Der unmittelbare Kontakt zur Welt und zu anderen Menschen ist dabei unverzichtbar. Dieser ist für die Entwicklung förderlicher als jedes elektronische Medium.
Bindungsforscher warnen: "Die übermäßige Nutzung von TV, PC und Handy stört den Eltern-Kind-Kontakt."
Für die sichere Bindung zwischen Eltern und Kind sind die ersten Lebensmonate und Jahre besonders wichtig. Eine stabile Eltern-Kind-Beziehung ist die unverzichtbare Grundlage für ein gesundes und glückliches Leben Ihres Kindes – und ein Gewinn für Sie!
PC, TV, Gameboy und Co. sprechen nur Augen und Ohren an. Für die Verknüpfung von Erlebnissen auf allen Kanälen, also die sensomotorische Integration, braucht es alle acht Sinne. Dies ist Voraussetzung für
gesundes Gehirnwachstum und für späteres erfolgreiches Lernen. Der unmittelbare Kontakt zur Welt und zu anderen Menschen ist dabei unverzichtbar. Dieser ist für die Entwicklung förderlicher als jedes elektronische Medium.
Je mehr Bildschirmgeräte im eigenen Zimmer, desto länger nutzen Zehnjährige den Bildschirm. Dieselbe Studie zeigt auch: Ungeeignete Filme und Computerspiele (ab 16/18) werden viel häufiger genutzt, wenn das Kind ein eigenes Gerät hat.
Das ist einfacher gesagt als getan. Wer kennt das nicht: "Mami, Papi, alle anderen haben das aber!" Was hilft Eltern, dennoch gelassen und begründet Nein zu sagen? Die Gewissheit, dass sie damit ihrem Kind langfristig einen Gefallen tun. Sie schützen es vor Bildschirmgefahren: Gewalt, Pornographie, Mobbing, Sucht. Und das Kind hat mehr Zeit für das, was es eigentlich auch selber will. "Draußen spielen" und "mit Freunden treffen" sind laut Umfrage die liebsten Freizeitbeschäftigungen von deutschen Grundschulkindern. Und wenn ältere Kinder für die Schule an PC und Internet arbeiten sollen? Dafür braucht es kein eigenes Gerät. Setzen sie sich dafür lieber gemeinsam an den Eltern-PC. Und schalten Sie ihn hinterher auch wieder aus.
Fenster schließenDie Eltern von Max (16 Jahre) sind zum Beratungstermin gekommen.
Diana (35) erzählt: "Wir waren immer so stolz auf Max und wollten immer das Beste. Zur Belohnung für gute Noten gab es neue Computerspiele. Als er uns letzte Woche die Tür eingetreten hat, weil ich das Internet abgeschaltet hatte, sind wir aufgewacht. Max lebt seit Monaten praktisch nur noch in seiner Online-Spiele-Welt. In der Schule ist er abgesackt. Kurt und Paul kommen auch nicht mehr vorbei. Fußball hat er längst aufgegeben. Max selbst sieht kein Problem, aber wir sind verzweifelt und wissen nicht mehr weiter."
Bei vielen anderen besorgten Eltern konnte der Berater Entwarnung geben oder mit wenigen Ratschlägen weiterhelfen. Bei Max lautete am Ende die Diagnose: Computerspielsucht.
Max ist aber auch kein Einzelfall. Studien zeigen: Einer von 50 jungen Menschen in Deutschland ist ähnlich schlimm betroffen. Bei den jungen Männern sind es vor allem Onlinerollenspiele, bei den jungen Frauen soziale Netzwerke wie Facebook, die sie in den Bann ziehen. Deshalb: Ein möglichst frühes Heranführen an die Medien zur reinen technischen
Beherrschung kann nicht Ziel sein. Technisches Know-How schützt nicht vor Sucht.
Was schützt, ist mit beiden Beinen im echten Leben zu stehen. Ziel ist es, Medien dosiert, kreativ und selbstbestimmt zu nutzen. Auf dem Weg dorthin sind drei Schritte notwendig:
Fenster schließenEinerseits.
Die Forschung zeigt: Bei älteren Kindern und Erwachsenen unterstützt der dosierte Einsatz von digitalen Medien das Lernen. Beispiele: Ein PC-Sprachkurs zum Auffrischen der Spanischkenntnisse, ein Trainingsprogramm für Legastheniker, ein Film über Tiefseefische. Aber: Für ein Erdkundereferat über Thailand ist das "Papierlexikon" eher zu
empfehlen. Warum? Weil man bei google mit diesem Suchbegriff allzu schnell auf der Seite eines Sexhotels landet.
Andererseits.
Je höher bei Kindern die Bildschirmzeiten, desto schlechter sind ihre Schulleistungen. Wissenschaftler erklären diesen negativen Zusammenhang vor allem so: Für erfolgreiches und eigenständiges Problemlösen und Lernen brauchen Kinder Erfahrungen im echten Leben. TV, PC, Handy & Co. als Zeiträuber verdrängen das Lernen mit allen Sinnen. Aber auch die Motivation leidet: Ein Schulbuch wirkt langweilig und mühsam, wenn man
bunte, laute, schnelle Videoclips zu sehr gewöhnt ist.
Fazit: Für nachhaltiges Lernen brauchen Kinder:
Unterstützung ohne Leistungsdruck durch Eltern; ein gutes Miteinander in der Klasse; Lehrer die fachlich und menschlich überzeugen. Wichtig ist aber auch der Schutz vor zu viel Bildschirm. Je jünger das Kind, je länger die Nutzungszeiten und je gewalthaltiger der Inhalt, desto stärker schaden Bildschirmmedien. Je besser die altersgemäße Heranführung gelingt, desto mehr können google und Co. zum Nachdenken, Forschen und Lernen beitragen.
Wer mehr Zeit vor dem Bildschirm verbringt, ist häufiger übergewichtig. Übergewicht kann eine Reihe schwerwiegender Folgen haben: Zuckerkrankheit (Diabetes Typ II), Arterienverkalkung, Herzinfarkt. Die Frage ist aber: Was ist Henne, und was ist Ei? Führt Vielfernsehen zu Übergewicht – oder umgekehrt? In Neuseeland haben Forscher 1.000 Kinder ab Geburt bis 30 Jahre begleitet. Das Ergebnis: Übergewicht, Diabetes und auch Schulschwierigkeiten waren tatsächlich die Folge von hohen Fernsehzeiten.
Bewegungsmangel
Kinder, die viel Zeit am Bildschirm verbringen, zeigen oft eine verzögerte Bewegungsentwicklung. Zu wenig Bewegung führt zu schlechter Durchblutung, auch im Kopf.
Schlafstörungen
Viele Menschen schlafen abends vor dem Fernseher ein. Heißt das, Fernsehen fördert den gesunden Schlaf? Gerade für Kinder gilt das Gegenteil:
Je aufregender ein Film oder Computerspiel ist, desto schlechter schläft ein Kind danach. Besonders wenn noch kurz vor dem Schlafengehen der Fernseher läuft. Mehr Zeit am Bildschirm und damit weniger Zeit für Schlaf ist auch fürs Lernen ein Nachteil: Denn was am Tag erlebt wurde, muss in der Nacht im Schlaf verarbeitet und gefestigt werden.
12.000 Stunden vor dem Bildschirm. Das "Durchschnittskind" in Deutschland hat mit etwa 15 Jahren diesen Wert erreicht. Dabei hat das Kind Schätzungen zufolge fast 10.000 Morde und 100.000 Gewalttaten gesehen. Trotzdem verhalten sich die allermeisten Jugendlichen nicht gewalttätig.
Was ist also dran an Schlagzeilen wie: Amoklauf durch Ballerspiele am PC? Es gibt Vieles, was Jugendliche davor schützt, zum Amokläufer zu werden. Liebevolle Eltern, gute Freunde, ein gelassenes Naturell, etc. Aber es gibt auch vieles, was zu Gewalttätigkeit beiträgt. Ein problematischer Freundeskreis, Gewalt im Elternhaus, Stress in der Schule. Mediengewalt kommt als weiterer Einfluss hinzu.
Verlust von Mitgefühl – Bremse beschädigt!
Vor allem wird durch wiederholtes Ansehen von Gewalt im Fernsehen das Mitgefühl geschwächt. Die Empathiefähigkeit sinkt. Diese Wirkung ist noch stärker, wenn man selbst ins Geschehen eingreift, wie im Computerspiel. Die angeborene Tötungshemmung wird abgeschwächt. Wäre gewalttätiges Verhalten ein Auto, dann würde man sagen: Mediengewalt wirkt nicht so sehr wie Super im Tank, sondern beschädigt eher die Bremse.
Achtung: nicht jeder Film oder jedes Spiel
"ab 6" ist auch für 6-Jährige geeignet. Expertentipp: USK/FSK + 3 Jahre.
Entwicklung | Medienwirkung | Eine Familie erzählt | Tipps
0 – 1 Jahre
Im ersten Jahr lernt Ihr Baby Schritt für Schritt seinen Körper kennen. Es lernt Greifen, Sitzen, und Krabbeln. Es entdeckt seine Umwelt. In den ersten Jahren baut Ihr Kind die Bindung zu Ihnen auf.
1 – 2 Jahre
In direkter Erfahrung mit seiner Umwelt schärft Ihr Kind alle Sinne. Wichtige Entwicklungsschritte sind das Laufen und anfängliches Sprechen. Ihr Kind kann seine Gefühle wahrnehmen, und auch die Gefühle von anderen.
2 – 3 Jahre
Nun wird Ihr Kind immer mobiler: ob zu Fuß oder mit dem Laufrad. Es schließt erste Freundschaften und unterhält sich gern mit Gleichaltrigen. Ihr Kind versteht nun auch, dass seine eigenen Wünsche nicht immer die Ihren sind.
Sie verdrängen den unmittelbaren Kontakt mit der Welt und anderen Menschen. Die für ein Baby unverständlichen, oft lauten und grellen Inhalte überfordern und können zu Ängsten und Schlafschwierigkeiten führen. Kinderärzte raten: Setzen Sie ihr kleines Kind nicht dem Bildschirm aus! Auch nicht "passiv".
"Wenn unser Kleiner (6 Monate) wach ist, ist bei uns bildschirmfreie Zeit. Kein PC, kein iPhone und über den Fernseher hängen wir ein Tuch. Guter Nebeneffekt: Die beiden großen (5 und 8 Jahre) gucken weniger als vorher, so nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. Sie haben sich prima allein beschäftigen gelernt und sind nicht mehr an Dauer-Bespaßung durch den Bildschirm-Babysitter gewöhnt."
Entwicklung | Medienwirkung | Eine Familie erzählt | Tipps
Ihr Kind erlernt immer anspruchsvollere Bewegungen: Rennen, Balancieren, Klettern, Schnürsenkel binden, beim Malen einen Stift übers Papier führen. Die Sprache entwickelt sich in diesem Alter rasant. Auch die Gefühlswelt wird vielfältiger: Zu Freude und Trauer kommen Eifersucht, Stolz, Mitgefühl …
Zuwendung und Ansprache durch die Eltern stärken das Selbstbewusstsein. Rhythmus und Wiederholungen in Sprache und Musik vermitteln dabei Geborgenheit.
Das Kind kann sich zunehmend von der Gegenwart lösen. Es kann über Vergangenes berichten, auf Zukünftiges warten. Zeit und Raum für kreative Rollenspiele mit Gleichaltrigen sind wichtig, denn in diesem Alter gilt: Spielen ist Lernen!
Sie stehen in Konkurrenz zum Buch und zum Erkunden der Welt mit allen Sinnen. Sie fesseln auch unruhige Kinder vor dem Bildschirm. Danach nimmt aber die Unruhe zu.
Setzen Sie ihr Kind möglichst wenig dem Bildschirm aus! Das gilt für TV, DVD, Handy, iPhone und Computer. Wichtig: Keine Bildschirmgeräte im Kinderzimmer!
Bei Lukas hatte ich den Fernseher als Druckmittel eingesetzt: "Wenn du nicht aufräumst, gibt´s kein KiKA!" Das ist richtig ausgeartet. Irgendwann hat er nichts mehr ohne die Drohung "KiKA-Entzug" gemacht. Da war´s für mich mehr Stress als Entlastung. Es war schwer da wieder rauszukommen, aber wir haben es geschafft. Bei der Kleinen hab ich das von vornherein nicht so einreißen lassen.
Entwicklung | Medienwirkung | Eine Familie erzählt | Tipps
Mit der Einschulung steht ihr Kind vor neuen Aufgaben und Herausforderungen. Dabei geht es nicht nur um Lesen, Schreiben, Rechnen. Zusätzlich zur Familie werden Beziehungen zu Gleichaltrigen immer wichtiger. Dies läuft nicht immer glatt. Wichtig ist ein gutes Vorbild von Erwachsenen. So lernen Kinder mit Ärger, Aggression und Frust umzugehen ohne andere ernsthaft zu verletzen. Spielerisches Raufen und Wortgefechte sind normal.
Selbstüberschätzung ist in diesem Alter eher häufig. Vor großen Fehlern sollten sie ihre Kinder schützen. Überbehütung schadet aber dem Selbstbewusstsein. Kleine Fehler und Misserfolge gehören zum Leben und zum Lernen. Wer trotz Widerständen dran bleibt und Erfolg hat, gewinnt Selbstvertrauen und eine gesunde Selbsteinschätzung.
Studien zeigen: die Nutzung von Bildschirmmedien wirkt sich schädlich aus, wenn bestimmte Regeln nicht beachtet werden. Diese sind:
Eigene Bildschirmgeräte im Kinderzimmer sind nicht zu empfehlen!
"Als Jonas Probleme mit dem Lesenlernen hatte, haben alle empfohlen: Mehr Vorlesen, weniger Fernsehen, Spielkonsole und DVDs. Jonas darf jetzt nur noch am Wochenende an den Bildschirm. Der erwartete große Protest blieb aus. Gut, die ersten Wochen waren wirklich schwierig, es gab viel Langeweile und Gequengel, aber jetzt ist es durch die klare Regel viel entspannter. Und Jonas liest schon viel besser."
Entwicklung | Medienwirkung | Eine Familie erzählt | Tipps
Mit der Pubertät stehen große körperliche Veränderungen an. Stimmungsschwankungen können zum Alltag gehören. Freundschaften mit Gleichaltrigen, auch gegengeschlechtliche, gewinnen weiter an Bedeutung. Keine leichte Balance für Eltern: das gesunde Maß an Selbständigkeit zugestehen, aber die nötige Verantwortung erhalten.
Kinder wirken in diesem Alter oft erwachsener als sie wirklich sind! Besonders die verfrühte Sexualisierung wird durch Medienwelten und Werbung noch verstärkt. Umso wichtiger ist es, Gegengewichte zu schaffen. Toben, Kuscheln, Albern sein: kurz, einfach Kind sein dürfen.
Im Übergang zum Jugendalter sind Kinder oft fasziniert von digitalen Welten. Um die Vor- und Nachteile genügend abzuschätzen, fehlt ihnen aber noch der Überblick. Bleiben Sie mit ihrem Kind im Gespräch.
Durch dosierte, gut ausgewählte Lehrfilme und Lernsoftware können Kinder beim Lernen unterstützt werden. Die Ausstattung mit eigenen Geräten bringt aber Probleme mit sich: Die Nutzungszeiten sind dann fast doppelt so hoch. Die Alterseinstufungen (FSK/USK) sind nach wie vor wichtig. Sie werden dann aber eher missachtet. Achtung: Gewalt und Pornografie!
In diesem Alter empfehlen Experten:
"Ein iPhone, ist doch klar!" war die Antwort. Oma hatte uns nach Wünschen zu Weihnachten gefragt. Kaum hatten Mehmet und ich ausgepackt, hatten Mama und Papa die iPhones schon weggenommen. Mehmet hat geschrien, ich habe eine Woche nicht mit ihnen geredet. Mit dem Kompromiss kann ich leben: Umtausch der iPhones gegen normale Handys, nur zum telefonieren und simsen, naja. Aber mit 16 bekomme ich ein iPhone, das habe ich schriftlich. Und vom Restgeld werden Mehmet und ich allein zu Oma und Opa in die Türkei fliegen. YOLO!"